Fascination

Who’s Afraid of Baddy D. Jane? Tag:4

Heute: Ein Besuch auf der Berlin Biennale. Exklusiv für das Baddyforum International gewährt uns die Szenejournalistin Adrianna Braun einen Einblick in ihre Reisenotizen, die sie rund um den Globus während ihrer Recherche für die Biografie über das Kultur-Phänomen Baddy Dolly Jane gesammelt hat. Kühl und mit Akribie erkundet sie die Welt von Baddy Dolly Jane: eine einzigartige Welt aus Kreativität, Macht, Status und Geld. Sie hat mit hunderten Insidern, Künstlern, Galeristen, Kritikern, Kuratoren, Sammlern und Politikern gesprochen. Dabei verfolgt sie ein Ziel: ein exklusives Interview mit Baddy Dolly Jane.

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Adrianna Braun

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January 19, 2018

Berlin Biennale — Alle sind ergriffen

Berlin. Es ist die zweite Juniwoche. Mit Verspätung komme ich am Flughafen Tegel an.

9.47 Uhr

Gerade verlautet der Aufruf zur Maschine nach Kopenhagen. Am Ausgang kommt mir ein eilender Olafur Eliasson mit zerzauster Langhaarfrisur entgegen – fast rammt er mich wie die Titanic den Eisberg. Mit dem Gedanken, dass diese gut überstandene, kurze Begegnung ein positives Omen ist, setze ich mich in ein Taxi. Es fährt mich nach Kreuzberg, wo die Pressekonferenz zur Berlin Biennale stattfindet.

10.09 Uhr

Der Saal ist rappelvoll mit einflussreichen Persönlichkeiten: Kuratoren, Galeristen, Künstlern, Sammlern, Geldgebern, dem Kulturstaatsminister, zahlreichen Kollegen und meinem Fotografen. So viele Individuen – unmöglich deren spezifische Merkmale in Kleidungsstil und Körpergröße vollständig wiederzugeben. Nach der Vorstellung des Biennale-Programms – Baddy ist gleich an mehreren Ausstellungsorten vertreten – stelle ich meine Frage an das Kuratorium: „Wie ist es Ihnen gelungen, eine so große und vielbeschäftigte Künstlerpersönlichkeit wie Baddy Dolly Jane zur Teilnahme an der Berlin Biennale zu bewegen?“ – „Die Teilnahme ergibt sich aus der engen Zusammenarbeit zwischen Kurator und Künstler“, antwortet die Direktorin Gabriele Horn etwas wortkarg. Natürlich ist das keine Antwort, die mich zufrieden stellt. Aber als auch noch die nächste Frage einer Kollegin abgewürgt wird, steht fest: bei dieser Pressekonferenz sind Fragen unerwünscht.

„Wie haben Sie es geschafft, Baddy Dolly Jane für die Teilnahme an der Berlin Biennale zu begeistern?“

13.15 Uhr

Ein Ausstellungsrundgang mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann steht als nächstes auf der Tagesordnung. Der relativ große Kulturkenner trägt einen marineblauen Anzug, dazu eine geschmackvolle Krawatte, die dem festlichen Anlass der Eröffnung entspricht. Der sonst sehr gefasst wirkende Politiker zeigt sich sichtlich von Baddy Dolly Janes Arbeiten berührt. Zunächst versucht er mit Gestik seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dann hält er inne und steht andächtig vor den Werken. Er versucht nicht die kleine Träne der Rührung, welche ihm die Wange herunter läuft, zu verbergen. „Sie ist wahrlich eine geniale Künstlerin“, schießt mir unweigerlich durch den Kopf. In diesem ruhigen Moment bahne ich mir meinen Weg durch die Menge von Kollegen, um vom Minister einige Worte zu Baddys Arbeit zu hören. Als ich ihm mein Mikro entgegenstrecken möchte, versperrt mir sein Bodyguard demonstrativ den Weg und zieht seinen Schützling von mir weg. Ich wehre mich nicht dagegen, denn er ist mir körperlich überlegen. Trotzdem bin ich entsetzt von diesem unprofessionellen Verhalten und fühle mich in meiner journalistischen Freiheit beschränkt. Mein Fotograf und Kameramann, der mir zu Hilfe geeilt ist, erzählt mir empört, dass er einige Minuten vorher beobachten und sogar auf Band festhalten konnte, wie Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, diesem Leibwächter aufgetragen hatte, mich nicht in die Nähe des Ministers zu lassen. Das ist ein Skandal! Fürchtet sie etwa investigativen Journalismus?

19.03 Uhr

Neueröffnung des   Berliner Künstlerhauses. Der Leiter Christoph begrüßt mich herzlich in einem sommerlichen Hemd und der amtierende Bürgermeister Klaus Wowereit, wie immer im teuersten Anzug, wechselt mit mir ein paar Worte über das Wetter. Der Mäzen und Philanthrop Nicolas Berggruen zieht an mir vorbei. Er eilt zum VIP-Sommerfest des Museums Berggruen, welches die Sammlung seines Vaters beherbergt.  Von Baddy leider keine Spur  – sie ist wohl schon dort.

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