Fascination

Who’s Afraid of Baddy D. Jane? Tag:1

Heute: Interview mit Robert Storr. Exklusiv für das Baddyforum International gewährt uns die Szenejournalistin Adrianna Braun einen Einblick in ihre Reisenotizen, die sie rund um den Globus während ihrer Recherche für die Biografie über das Kultur-Phänomen Baddy Dolly Jane gesammelt hat. Kühl und mit Akribie erkundet sie die Welt von Baddy Dolly Jane: eine einzigartige Welt aus Kreativität, Macht, Status und Geld. Sie hat mit hunderten Insidern, Künstlern, Galeristen, Kritikern, Kuratoren, Sammlern und Politikern gesprochen. Dabei verfolgt sie ein Ziel: ein exklusives Interview mit Baddy Dolly Jane.

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Adrianna Braun

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January 31, 2018

Tag 1: Gespräch mit Robert Storr auf der » Armory Show «

New York. Ich bin wieder auf der Armory Show – es ist die letzte Märzwoche. Auch wenn die Armory Show nicht die Art Basel ist – hier werde ich mit Sicherheit Freunde und Kollegen von Baddy treffen, deren internationale Karriere in dieser Stadt begann.

9.32 Uhr

Am Eingang stehe ich mit einer Gruppe von Journalisten, darunter viele bekannte Gesichter, zur Presse-Akkreditierungsprozedur bereit. In der Schlange entdecke ich die Soziologin Sarah Thornton. Sie versucht sich vorzudrängeln. Der Flirt mit dem süßen Mitarbeiter der PR-Abteilung fruchtet aber nicht. Weder ihr natürliches Make-up, noch ihr hipper Ring in Form einer Tastaturtaste können der Kanadierin einen Vorteil verschaffen.

10.34 Uhr

Messestand der deutschen Galerie Eigen+Art. Ein kleiner Mann mit rotem Kopf und freundlichem Lächeln ist das Zentrum der Präsentation: es ist der Galerist Gerd Harry Lybke. Seit geraumer Zeit versucht er, Baddy als Professorin für die Leipziger Schule, dessen Rektor er ist,  zu gewinnen – bislang vergeblich. Ich würde gerne mit ihm über seine Sicht auf den skandalösen Auftritt an der Kunstakademie Stuttgart, bei dem es zum Eklat zwischen Baddy und ihm kam, reden [Anm. d. Red.: siehe Seite 186]. Er sitzt mit dem einflussreichen Sammler Friedrich Christian Flick am Tisch seiner schön eingerichteten Koje. Die beiden sind zueinander gebeugt und völlig in ihr Gespräch vertieft. Wie immer bei besonderen Anlässen trägt „Judy“, wie er aufgrund seines quirligen Aussehens genannt wird, einen maßgeschneiderten, hellen Dreiteiler. Leider lässt dieser ihn optisch noch kleiner erscheinen. Flick, den attraktiven Frauenschwarm, ziert ein sportlicher, samtblauer Trainingsanzug mit weißen Joggingschuhen, was er stolz zur Schau stellt. Die beiden reden über zukünftige Kunstauktionen mit Arbeiten von Neo Rauch. Flick bittet Judy darum, ihm im Falle einer Versteigerung unbedingt vorher Bescheid zu sagen – „geht klar.“  

10.47 Uhr

Robert  Storr, der einflussreichste  Kurator  der Welt, möchte mir in einigen Minuten ein Interview geben. Auf dem Weg zu ihm treffe ich meine trendig-gekleideten Kollegen von der amerikanischen Elle. Die Mädels und ich tauschen uns über den letzten Klatsch und Tratsch aus. Auch sie recherchieren über Baddy. Hannah, die sich inzwischen auf Size-Zero gehungert hat, verrät mir, dass sie sogar einen Termin mit der Künstlerin und Mode-Ikone ergattern konnte. Aus persönlichen Gründen ist der Kunst-Star dann doch nicht erschienen. Leider ist dieses Verhalten gerade bei gefragten Künstlern keine Seltenheit. Doch von Baddy ist man eigentlich anderes gewohnt. Um vor der Redaktion nicht mit leeren Händen zu stehen – und weil ich inzwischen einen gewissen Namen in der Szene habe –, bittet die Journalistin kurzerhand mich um ein Interview: „Wieso hast du dich bei dieser Kunstmesse für einen so aufreizenden Kleidungsstil entschieden?“, möchte sie anspielend auf meine Overknee-Stiefel wissen und zückt ihren Bleistift. Mit stolzgeschwellter Brust konstatiere ich: „Damit möchte ich zeigen, dass nicht nur Künstler Prostituierte sind, sondern auch Journalisten.“ Das hat gesessen – wir lachen alle herzhaft [Anm. d. Red.: das Interview erschien später in der wichtigen Septemberausgabe des Magazins].

Robert Storr

Am Ausgang der Ausstellungshalle treffe ich noch den Galeristen und mittlerweile Direktor des Museum of Contemporary Art Los Angeles, Jeffrey Deitch, der gerade vom Men's Room kommt. Er schenkt mir sein süßestes Lächeln – „netter Kerl und coole Brille“, denke ich. Draußen an der frischen Frühlingsluft, wie immer pünktlich, wartet schon Rob Storr auf mich. Der Kurator, Kritiker, Künstler und Dean der Yale School of Art gehört zu Baddys engstem Umfeld. Kein Wunder, dass er sofort ins Schwärmen kommt: „Baddys Werke anzuschauen ist als würde man vor einem Tizian stehen.“ Die Chemie zwischen uns stimmt: wir teilen beide die Liebe zum Borsalino. Er möchte mich zu einem Abendessen mit Louise Bourgeois mitnehmen. Baddy werde höchstwahrscheinlich auch kommen ...

Lesen Sie hier Tag 2 aus der Reihe "5 Tage in der Kunstwelt": It's Showtime folks! — Biennale di Venezia.

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