Life & Style

Belebtes Make-up

Die Kunstwissenschaftlerin Valerie Hammerbacher nimmt die ehrlichen Masken der Baddy Dolly Jane genauer unter die Lupe.

By

Valerie Hammerbacher

on

January 19, 2018

Die ehrlichen Masken der Baddy Dolly Jane

Ein durchgängiges Element der Figur  Baddy Dolly Jane ist ihre Künstlichkeit, die als künstlerische Strategie hinter der Maskerade steckt. Die hohe Frequenz der Stimme, die comichafte Überzeichnung des Charakters und der übersteigerte Ausdruck der Mimik sind Bildsignale, die unmissverständlich klar machen, dass es sich um eine Rolle handelt. Baddy Dolly Jane leiht dem Make-up und den Accessoires ihren Körper. Sie verkörpert die Requisiten im buchstäblichen Sinn und zelebriert damit vielmehr die Präsenz einer sozial fixierten Figur als eines authentischen Akteurs. Im Gegensatz zum Schauspieler stellt sich nicht die Illusion des Echt-Erlebten ein, sondern die Zurschaustellung der Maskierung. Was sie zur Aufführung bringt, ist die Kostümierung selbst. Denn die Figur bringt mit ihrer Kunst Ereignisse hervor, in der die Rolle selbst zum Thema wird. Dabei verhüllt die Künstlerin ihre eigene Identität und kreiert stattdessen durch Gestik, Mimik und Ausstattung ein Zeichensystem, dessen Bedeutung immer weiter und immer wieder verschoben wird. Als Maske will sie gesehen werden und braucht ein Publikum. Als Person verschleiert sie ihre Existenz – gerade in dieser Dialektik zwischen Zeigen und Verhüllen wird ein Gründungsmechanismus für Kunst schlechthin deutlich: das „Paradigma der Fiktionalität“.*

*Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre.Perspektiven literarischer Anthropologien, FF/M, 1993, S.140.

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